Veranstaltung: | Diözesanversammlung 2025 |
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Tagesordnungspunkt: | 6 Berichte aus den Gremien |
Antragsteller*in: | Auschuss für Aufarbeitung sexualisierter Gewalt (dort beschlossen am: 28.10.2024) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 16.01.2025, 15:05 |
B2: Abschlussbericht Ausschuss zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im BDKJ Berlin
Berichtstext
Liebe Delegierte der Konferenz der Jugendverbände, liebe Verbandsleitungen der
Jugendverbände im BDKJ-Berlin,
im aktuellen Berichtszeitraum waren Julia Eydinger (ehemalig J-GCL), Dominik
Meyer (ehemalig KjG), Verena Salzmann (KjG) und Claudius Teuscher (ehemaliger
BDKJ-Diözesanpräses) gewählte und stimmberechtigte Mitglieder des
Aufarbeitungsausschusses. Beraten und begleitet wurden wir von Sophie Schillings
als Referentin für Prävention und Aufarbeitung und Christian Andrees als BDKJ-
Diözesanvorsitzendem.
In der aktuellen Amtszeit seit März haben wir angefangen, uns in der neuen
Konstellation einzuarbeiten. Es gab Absprachen mit dem BDKJ-Bundesvorsitzenden,
wir begannen, unsere nächsten Schritte zu planen und setzten uns das Ziel, in
der Betroffenenbeteiligung und in der Betroffenenansprache voranzukommen.
Weiterhin entschieden wir uns dazu, uns am Prozess der BDKJ Bundesebene zu
beteiligen und die von uns gesammelte und noch in Zukunft zu sammelnde Expertise
dort einzubringen, um eine größtmögliche Beteiligung von Betroffenen aus dem
Wirkungskreis des BDKJ Berlin zu ermöglichen.
Parallel zu dieser inhaltlichen Arbeit gab es jedoch Begleitumstände, die uns
die Weiterarbeit erschwerten.
Die folgenden Schilderungen dienen der Transparenz und bilden nur unsere
Wahrnehmung ab. Noch in unserer letzten Amtszeit trat ein Problem mit der
Mailadresse aufarbeitung@bdkj-berlin. de auf. Diese waren auf einen
Kommunikationsfehler zwischen Ausschuss und Diözesanstelle zurückzuführen. Da
die E-Mailadresse theoretisch für alle Mitarbeiter*innen des BDKJ einsehbar war,
schrieb Julia Eydinger als Vorsitzende eine wütende E-Mail, die nicht freundlich
war, aber der Haltung und Parteilichkeit der Kommission entsprach. Die Empörung
beruhte vor allem auf der fehlenden Transparenz, da wir davon ausgingen, dass
niemand außer der Vorsitzenden des Ausschusses auf das Postfach zugreifen kann
und dies auch auf der Website des BDKJ Berlin so angegeben wurde.
In Folge der E-Mail forderte Christian Andrees eine Entschuldigung für die Art
und Weise der Beschwerde ein, die Julia Eydinger an die Entschuldigung für die
Umstände knüpfte. Dieser Konflikt fand seine Eskalation dann in einer Androhung
von einem Hausverbot im Jugendpastoralen Zentrum für Julia Eydinger.
Aus diesem Grund ließ Julia Eydinger ab Juni ihre Mitgliedschaft im Ausschuss
ruhen und bat den Vorstand um ein moderiertes Gespräch. In der Mediation konnten
die Kommunikationsprobleme bzgl. der E-Mail-Adresse aufgearbeitet und geklärt
werden. Was jedoch nicht geklärt werden konnte, war der Konflikt zwischen
Christian Andrees und Julia Eydinger. Da es neben dem Konflikt um die E-Mail-
Adresse noch andere Konflikte gab, die in diesem Rahmen nicht lösbar waren und
von Seiten von Julia Eydinger zu einem Abbruch der Mediation nach der dritten
Sitzung geführt haben.
Während dieses Prozesses hielt Julia Eydinger die anderen Mitglieder des
Ausschusses auf dem Laufenden.
Unsere Wahrnehmung war zum einen, dass die Eskalation vermeidbar und durch eine
frühzeitige Deeskalationsstrategie hätte verhindert werden können. Zum anderen
haben wir jedoch den Eindruck, dass es sich um eine systemische Problematik
handelt. Die beschriebene Situation war für Julia Eydinger enorm belastend.
Weiterhin war in der Haltung der handelnden Personen von Seiten der
Diözesanstelle keine Bemühungen zu erkennen, eine Entschärfung herbeizuführen.
Die Wertschätzung für das oder überhaupt die Wahrnehmung des ehrenamtlichen
Engagements war zu keinem Zeitpunkt zu spüren.
Dieser Umgang reiht sich ein in eine Entwicklung, die wir, als überwiegend
ehemalige und in den Verbänden wenig bis gar nicht mehr eingebundene Personen
schon seit einiger Zeit wahrnehmen. Ehrenamtliche, die auf Konferenzen weinen
und sich handlungsunfähig und machtlos fühlen, die verantwortlich gemacht werden
für den Zustand des Dachverbandes und die vakanten Vorstandsstellen. Hinzu
kommen drei Mitarbeiter*innen, die kurz hintereinander kündigen, eine von ihnen
nach gerade mal einem Jahr Beschäftigung, eine weitere war die zuständige
Referentin für Prävention und Aufarbeitung sowie Ansprechperson und Beratung im
Verdachtsfall. Alle drei standen zuvor im Konflikt mit der Leitung.
All diese Fakten lassen uns ein Problem in den Strukturen des BDKJ Berlin
erkennen, die unreflektierte Ausübung von Macht und keine Offenheit darüber ins
Gespräch zu kommen nahelegen. In diesem Rahmen sehen wir uns als gewählte
Mitglieder des Aufarbeitungsausschusses außerstande, eine ehrliche und sinnvolle
Arbeit zu machen. Diese Geschehnisse haben uns als Ausschuss dazu bewogen,
geschlossen zurückzutreten. Aus diesem Grund sind wir auf vier Verbände
zugegangen und haben sie gebeten, eine außerordentliche DV einzuberufen. Wir
wollten bei dieser außerordentlichen Diözesanversammlung unseren Rücktritt
bekanntgeben und in einem offiziellen Rahmen die Möglichkeit bieten, mit einer
Reflexion über die Zustände und Strukturen des BDKJ Berlin zu beginnen.
Wir hatten gehofft, dass wir an dieser Stelle nichts mehr hinzuschreiben
müssten, sind jedoch gezwungen, diesen Bericht erneut zu erweitern. Denn der
Vorstand des BDKJ Berlin hat auf den Antrag der vier Verbände hin den Schritt
gewagt, auf die Verbände zuzugehen, die den Antrag für eine außerordentliche DV
gestellt haben. Dies ist prinzipiell ein Schritt, der zu begrüßen ist. Jedoch
nicht in der Form in der dies geschehen ist:
Der Aufarbeitungsausschuss ist mit einem Vorlauf an die Verbände herangetreten,
um bei einem Antrag der Verbände auf eine außerordentliche DV dem Vorstand die
Möglichkeit zu geben, die KJV als feststehenden Termin einfach zu einer
außerordentlichen DV zu machen. Die Verbände haben mit sechs Wochen Vorlauf
einen Antrag beim Vorstand eingereicht.
Die Reaktion des Vorstandes war es, auf mindestens einen der Verbände zuzugehen
und sie dazu zu bewegen, den Antrag zurückzuziehen, was ein Verband auch getan
hat. Die Argumentationsgrundlage war, dass alle gewünschten Themen in der
gleichen Weise bei einer KJV ihren Platz finden könnten. Auch die Themen, die
der Aufarbeitungsausschuss thematisieren wolle.
Der mit genug Vorlauf gestellte Antrag wurde anschließend ausgesessen. Leider
ermöglicht die Ordnung des BDKJ Berlin dies, da dort keine Zeiträume für
Einberufungen hinterlegt sind. Auch dieses Handeln zeigt für uns eine fehlende
Sensibilität im Zusammenhang mit Macht. Wir als Ausschuss fühlten uns erneut
machtlos, da die in der Ordnung gesetzten Voraussetzungen durch unsere Arbeit
erfüllt waren und es keine Transparenz über das weitere Vorgehen gegenüber uns
oder den beteiligten Verbänden gab. Im Anschluss folgte der Rückzug des Antrags
des zweiten Verbandes.
Somit ist unser Versuch, über die Verbände eine außerordentliche DV zu
beantragen, gescheitert.
Ein Blick in die Ordnung des BDKJ-Berlin zeigt die Aufgaben der KJV:
§ 11 Diözesankonferenz der Jugendverbände
(1) 1 Die Diözesankonferenz der Jugendverbände berät die Diözesanversammlung und
den Diözesanvorstand.
2 Sie beschließt in ausschließlicher Zuständigkeit über Fragen, die allein das
Verhältnis der Jugendverbände untereinander betreffen und ist vor der
Neuaufnahme von Jugendverbänden, die nur in der Diözese arbeiten, zu hören.
3 Sie legt den Stimmschlüssel für die Vertretung der Jugendverbände zur
Diözesanversammlung fest.
4 Sie legt die Verteilung der den Jugendverbänden pauschal zur Verfügung
gestellten öffentlichen und kirchlichen Zuschüsse fest.
Wir finden uns mit unserem Anliegen in diesem Konferenzformat nicht wieder und
werden deshalb an dieser Konferenz nicht teilnehmen.
Auch demokratische Systeme sind anfällig für Machtmissbrauch! Wir haben den
Eindruck, dass die strukturellen Probleme des BDKJ Berlin aktuell durch viele
mit Einzelpersonen verbunden wird. Wir teilen diese Einschätzungen nicht,
sondern weisen ausdrücklich darauf hin, dass es klare strukturelle Probleme
gibt, die sich insbesondere in fehlender Transparenz und unreflektierter
Machtausübung gegenüber ehrenamtlich Engagierten zeigen. Dass das gesamte System
um Einzelpersonen herum dies zulässt, ist als ein Scheitern der demokratischen
Strukturen im BDKJ zu sehen.
Wir bieten den Jugendverbänden und dem BDKJ Berlin eine Woche vor der KJV, am
08.11. um 18:30 Uhr ein digitales Treffen zum Austausch an. Eine Einladung dazu
erhalten die Verbände und der BDKJ Berlin separat.
Wir werden alle Protokolle und weitere Dokumente für eine potenzielle
Weiterarbeit des BDKJ Berlin zur Verfügung stellen. Über das Treffen am 08.11.
hinaus stehen Verena Salzmann und Julia Eydinger dem BDKJ Berlin nicht mehr als
Ansprechpartner*in zur Verfügung. Dominik Meyer steht dem BDKJ Berlin und allen
jugendverbandlichen Strukturen auf der Diözesanebene nicht mehr zur Verfügung.
Die Mitglieder des Aufarbeitungsausschusses
Kommentar
Der Abschlussbericht wurde bereits am 28.10.2024 anhängend an untenstehende Mail verschickt und hier unverändert eingestellt.
Liebe Mitglieder des BDKJ,
wir melden uns heute mit traurigen Nachrichten von dem Aufarbeitungsausschuss bei euch. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns schweren Herzens dazu entschieden, das Amt niederzulegen und im November gemeinsam zurückzutreten. Wir haben in den letzten Monaten und Jahren feststellen können, dass Verantwortungsträger im BDKJ Berlin wenig oder kein Verständnis von Machtmissbrauch haben und Gespräche darüber schwer oder nicht möglich sind. Das hat sich zum einen darin gezeigt, dass drei Mitarbeiter*innen nach Konflikten mit dem Vorstand gekündigt haben, zum anderen darin, dass der Vorstand Druck auf Einzelpersonen oder ganze Verbände ausübt.
Wir haben die Arbeit am Thema Aufarbeitung wirklich gerne gemacht, allerdings sehen wir uns nicht in der Lage, in einem System, was die genannten Umstände zulässt, eine ehrliche Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zu machen.
Zum besseren Verständnis dessen, was passiert ist, hängen wir unseren Abschlussbericht an. Dort haben wir genauer geschildert, was alles in den letzten Monaten passiert ist.
Wir bedanken uns von ganzem Herzen für den Austausch und die Zusammenarbeit in den letzten zweieinhalb Jahren.
Diese E-Mail haben wir von der offiziellen Mail-Adresse, die über den BDKJ Berlin läuft, geschickt. Da wir aber ab jetzt diese nicht mehr nutzen, haben wir auch unsere privaten E-Mail-Adressen in den CC gesetzt, sodass ihr die Möglichkeit habt, auf unsere Nachricht zu reagieren.
@Jonas Woitynek/BDKJ: Wir bitten euch darum, die Info auf den Social Media Kanälen des BDKJ zu teilen.
Liebe Grüße
Verena Salzmann, Dominik Meyer, Claudius Teuscher und Julia Eydinger